Wrack-Paddeln im Stettiner Haff
Wrack-Paddeln im Stettiner Haff von Ueckermünde, über Grambin und Mönkebude, bis zum Anklamer Stadtbruch auf Höhe Bugewitz.
Bei meiner jüngsten Paddel-Tour wollte ich eine Art Wrack-Paddeln machen. Sogenannte Lost-Places zu besuchen, ist sowieso mein Ding und das mit dem Paddeln zu verbinden, verspricht neben der 41-km-Anstrengung einen richtig schönen Tag auf dem Wasser. Auch die Uecker-Touren, habe ich schon lange auf dem Schirm, einzig die Zeit öfter meinem Hobby zu frönen fehlt.
Ich startete meine Paddel-Tour in Ueckermünde. Mein Boot setzte ich nahe der Klappbrücke am „Alten Bollwerk“ ein, dort gab es nicht nur einen kostenfreien Parkplatz, sondern auch die Pier ist dort auf Position: 53°44’04.7″N 14°02’54.2″E oberflächennah abgesenkt. Zunächst paddelte ich ein paar Kilometer die Uecker hoch, zum einen, weil ich mir ein paar Wracks auf dem nahen Schiffsfriedhof auf Position: 53°43’39.4″N 14°02’41.0″E, anzuschauen wollte und zum anderen, plane ich noch mindestens eine weitere Uecker-Paddel-Tour und da wollte schon Mal ein wenig Aufklärung machen. Soviel vorab, ich glaube das wird eine Traumtour die kleinen Stiche, die Ufer, Natur pur und dazu idyllisch schön.
Zum Ueckermünder Schiffsfriedhof: Bei den Wracks im Altarm der Uecker handelt es sich nach Internetrecherchen (Quelle: Uwe Giesler und Kurt Berndt), wohl um die Überreste der Schiffe: Fischkutter „UECK 1 – Quatze“ von Erich Timm und Arno Augstein – um den Fischkutter „WOG 57 – Altenburg“ von Günter Sarnow – um 1 x unbekannte Bark – und um das Ex-Fahrgastschiff „Onkel Fritz“, Kennung P-928 / 3-194, weiter oben im Rochower Stichkanal liegt das Wrack „Schleppkahn 2 – 1348“ der Familie Kundi aus Eggesin.Überhaupt soll die Uecker eine Unmenge an Wracks beherbergen.
Zum Fluss: Die Uecker, oder Ucker ist ein gut 98 Kilometer langer langsam fließender Tieflandfluss mit großen Einzugsgebiet, deren Namen auf den slawischen Volksstamm der Ukranen zurückführt. Die Ucker „schlängelt“ sich von Brandenburg, durch Mecklenburg-Vorpommern bis zum Stettiner Haff und durchfließt dabei unzählige Seen, z.B.: den Großen Krinertsee, den Mühlensee und Behrendsee, Oberuckersee mit der Burgwallinsel, den Möllensee und den Unteruckersee. Alle diese Seen möchte ich natürlich noch sehen und erkunden. Alles was man darüber sehen und lesen kann verspricht ganz großes Kino.
Zurück zur Paddel-Tour: Nach meinem kleinen Abstecher die Uecker hoch, begann ich nun die eigentliche Tour. Ich paddelte zurück und nun durch den Ueckermünder Hafen, an der Mole und dem Ueckermünder Leuchtturm vorbei, in das Stettiner Haff. Schon an der Mole begrüßte mich eine überraschend hohe Welle, obwohl der Wind gar nicht so stark war, hatten sich doch recht kurze und hohe Wellen aufgebaut. Für seine besonderen Wetterbedingungen soll das Haff aber berühmt sein.
Zum Stettiner Haff: Auch Oderhaff, oder Pommersches Haff, ist ein inneres Küstengewässer im Mündungsbereich von Oder und Peene. Es ist die zweitgrößte Lagune der Ostsee und hat eine Länge von 22 km, von Norden nach Süden und eine Breite von 52 km, von Westen nach Osten, sowie eine durchschnittliche Tiefe von 3,8 Meter. Was die kurzen hohen Wellen schon bei wenig Wind erklärt. Die Wetterlage der Bodden und Haffs, solltet ihr aber immer im Auge behalten. Die größten natürliche Tiefe im Haff liegt bei 8,5 Metern. Durch das Haff verläuft seit 1945 die Grenze zwischen Polen und Deutschland.
Zurück zur Paddel-Tour: Gegen den Wind und gegen die Wellen kämpfte ich mich schaukelnd in Richtung Grambin, zur Zarow-Mündung. Dort angekommen gönnte ich mir erst mal eine kleine Pause, bevor ich weiter zum Hafen Mönkebude paddelte. Mir schwante, das es heute anstrengend wird mein Ziel zu erreichen. Egal! “Blood, Toil, Tears and Sweat” – „Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß“, weil das Beste am Norden ist das Paddeln! …und immerhin gibt es auch einige kleine Buchten in der man gegebenenfalls eine Pause machen könnte. So kämpfte ich mich unter der Küste entlang, bis zum Hafen Mönkebude.
Vom Hafen Mönkebude paddelte ich weiter in Richtung Anklamer Stadtbruch. Nördlich von Mönkebude, suchte ich dann nach dem Wrack eines alten Schleppdampfer Ella(POS.: 53°46’35.5″N 13°57’54.4″E) der aufgebockt im Schilf liegen sollte. Ich hatte ihn vor einigen Jahren auf Google.Maps gefunden und die Position markiert. Leider fand ich es nicht wieder, obgleich den alten Bildern zur Folge, der Bug und die Aufbauten hätten weithin sichtbar sein müssen. Das Wrack scheint entweder geborgen, oder abgebrochen worden zu sein. In den aktuellen Google.Maps finden sich nur noch die Abdrücke, da wo es gewesen sein müsste. Ich wüsste gerne, wo das Wrack geblieben ist? (siehe Nachtrag, ganz unten XY-gelöst!)
Naja, nächster Anlauf. Neues Wrack – neues Glück. Ich paddelte weiter, immer am Ufer entlang in Richtung Karniner Brücke. Noch vor dem Anklamer Stadtbruch, auf Höhe Bugewitz, beim Angelverein Leopoldshagen e.V. lag schon das nächste Wrack. Sorry, Biotop! Dieses sogar begehbare Wrack, war einst der „SHD Dampfer Freesendorf (ex Mars)“, das nun als Molenschiff, seit 1960, auf der Position: 53°48’07.1″N 13°54’23.2″E vor Leopoldshagen verrottet. Ich nahm mir die Zeit, es zu besichtigen. Im verfallenen Schiffsinneren wuchsen Schilf, Wasserpflanzen und Algen, sogar kleine Fische und Kaulquappen tummelten sich darin. Es war alles sehr hübsch anzuschauen.
Irgendwann geht natürlich jede Tour dem Ende zu und was hin fährt, muss auch wieder zurück. Ich paddelte noch ein Stück in Richtung Anklamer Stadtbruch und machte dann kehrt. Ich paddelte die gut 20 km wieder zurück nach Ueckermünde. Jetzt wo ich den Wind eigentlich hätte gebrauchen können, lässt dieser so sehr nach das ich ihn nicht mehr groß nutzen konnte und da schließt sich dann auch der Kreis. “Blood, Toil, Tears and Sweat” 🙂
Mein Fazit: Das Stettiner Haff gehört gewässerbedingt nicht unbedingt zu den familienfreundlichsten Paddelausflügen, aber wenn man das Wetter stetig im Auge hat, eine gute Sicherheitsausrüstung mit sich führt und in Ufernähe paddelt dürfte auch hier nichts ernstes passieren. Außer oben beschrieben Wracks, ist die Haff-Landschaft sehr schön, es gibt viel zu sehen. Schwäne, Kormorane, Adler, Enten, selbst Robben scheinen sich in das Stettiner Haff zu verirren, oder es gibt hier so reichlich Fisch, das der Weg für sie lohnt.
P.S. Zur Geschichte: Die Ukranen, auch Ukrer waren ein elbslawischer Stamm, der nachweislich ab dem 6. Jahrhundert, an der „Ucker“, also in der „Uckermark“, siedelte. Das Siedlungsgebiet der Ukranen lag um die Uckerseen, Ober- und Unteruckersee und ihr herrschaftlicher und wirtschaftlicher Zentralort lag über mehrere Jahrhunderte im Burgwall Drense und der Burgwallinsel. Die Burgwallinsel im Oberuckersee und wurde ca. 1140 durch einen Brand völlig zerstört. Ihre Identität und ihre Eigenständigkeit verloren die Ukranen dann spätestens um 1170, mit der Eroberung der Uckermark durch die pommerschen Herzöge.
Nachtrag: Bei dem von mir vermissten Wrack, nördlich von Mönkebude handelt es sich um SD Schleppdampfer Ella :
Datenblatt: SD Schleppdampfer Ella der Familie Klempin (Reg.: D 2-625; 1-047)
Länge: 24,36 m
Breite: 4,69 m
Seitenhöhe: 1,80 m
Tiefgang: 1,38 m
Maschinenleistung: 130 PS
Baujahr: 1911
Bauwerft: Gebr. Wiemann, Brandenburg
Baunummer: 135
SKR-30115 – Ella – SD
DSRK-Nr.: 30115
Mehr zur Geschichte: Klicke hier, zum Download einer PDF des Museums für Kahnschiffbau und Haffverkehr – Quelle: Maik-Jens Springmann
… zum Schluss gibt es natürlich auch zu dieser Paddeltour, wieder eine automatisch startende Slideshow, mit allen chronologisch sortierten, unbearbeiteten und ungefilterten Bildern für Euch!
(Die Slideshow startet automatisch)
Zur Projektkarte ->
…und hier der Google-Maps-Link ins Zielgebiet….
Bis zur nächsten Paddel-Tour.
LG Euer Ole auf hro1.de
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